Arbus Newsletter 2/2014
Liebes Arbus-Mitglied
Liebe/r Arbus-Interessent/in
Die Notwendigkeit einer vielfältigen Medienlandschaft hat in Anbetracht des fortschreitenden Medienwandels eine ganz neue Bedeutung bekommen. Es herrscht zwar mehr oder weniger Konsens, dass Medien eine zentrale Aufgabe in einer Demokratie haben; denn Medien sind unabdingbare Mittel, um die komplexen Realitäten, in welchen wir uns bewegen, zu verstehen.
Auch wir vom Arbus geben immer wieder Inputs, damit das Bewusstsein, dass Medien hohen Qualitätsanforderung genügen müssen, bestehen bleibt. Wir haben uns diesen Frühling wieder an zwei Vernehmlassungen des BAKOM beteiligt; bei beiden ging es um den Service public auf regionaler Ebene. Und wir haben unsere Medienbeobachtungen verstärkt und direkt bei diversen Radio und Fernsehredaktionen (SRG und private Anbieter) und auch bei Zeitungs- und Internetredaktionen interveniert, wenn ungenau, oberflächlich oder tendenziös berichtet wurde.
Sollte Ihnen beim täglichen Medienkonsum etwas begegnen, bei dem Sie denken, dass wir als Publikumsvertreter uns einschalten oder protestieren sollten, danken wir Ihnen für Ihre Hinweise.
Der Arbus, die Vereinigung für kritische Mediennutzung, ist die älteste medienkritische Organisation in der Deutschschweiz. Wir wollen weiterhin engagiert und kritisch sein und freuen uns selbstverständlich über einen Austausch mit - und Rückmeldungen von - Ihnen und danken Ihnen weiterhin für Ihre finanzielle Unterstützung.
Wir wünschen Ihnen spannende Lektüre bei diesem Newsletter.
Daniel Römer, Präsident ARBUS Schweiz
Mario Galli, Sekretariat und Mitgliederverwaltung
In eigener Sache:
Der Arbus möchte seinen Vorstand vergrössern und zusätzlich die Ressorts neu verteilen und sucht eine medieninteressierte Person im Ehrenamt. Der Zeitaufwand beträgt etwa 4 bis 5 Vorstandsitzungen pro Jahr. Die Wahl erfolgt durch die Mitgliederversammlung. Auskünfte erteilt gerne: Daniel Römer, Präsident, Telefon 044 462 11 10 (ab 18 Uhr) oder daniel.roemer@bluemail.ch.
Arbus-Stellungnahmen zuhanden des Bakom
Radiolandschaft Zürich-Ostschweiz in Bewegung
Grundsätzlich findet der Arbus wichtige Änderungen während der Laufzeit einer Konzession problematisch. Sie bedeuten eigentlich, dass während des Spiels die Regeln geändert werden. Weil Konzessionänderungen im regionalen Bereich aus der "Grosswetterlage" der rasanten Medienentwicklung gesehen werden müssen, befürwortet der Arbus die Konzessionänderung für Radio Top. Radio (und Tele) Top sind nämlich teilweise in ihrem Verbreitungsgebiet das einzige, private Medienunternehmen in einem Medienraum, den sich TAMEDIA und die NZZ-Gruppe mit Zeitungen, Radio, Fernsehen und Online-Angeboten untereinander aufgeteilt haben.
Nebst der beantragten Konzessionsänderung für Radio Top kam es wieder einmal zu einem Verkauf eines Radios; wir haben zwischenzeitlich aufgehört die Konzessionsübergänge in den vergangenen Jahren zu zählen.
Das Zürcher Jugendradio 105 (seit kurzem Planet 105), um welches es bereits bei der Konzessionierung aus unterschiedlichen Gründen Proteste hagelte, ist nach erfolgter Vernehmlassung nun von Roger Schawinski (Radio 1) übernommen worden. Eigentlich könnte man die Übernahme von Radio 105 durch Herrn Schawinski als nicht sehr relevante Angelegenheit werten, hat sich doch Radio 105 - wenigstens auf journalistischer Seite - nicht durch grosse Sprünge hervorgetan.
In Anbetracht dessen, dass Herr Schawinski versucht hat in der Südostschweiz und im Aargau die dortigen Monopolisten herauszufordern, ist der 105-Deal wohl aber nicht nur als regionales Ereignis abzutun. Der Arbus empfindet den Erhalt eines Jugendradios für Zürich unterstützenswert; auch wenn bei dieser Konzessionsübertragung Fragen offen bleiben, ist der Arbus der Meinung, dass mit Radio 1 als neuem Besitzer für Radio 105 die momentan beste Lösung gefunden wurde.
Der Arbus hat sowohl betreffend Konzessionsänderung für Radio Top wie auch für die Konzessionsübertragung von Radio 105 dem BAKOM eine ausführliche Stellungnahme abgegeben.
Konzessionsübertragung Radio 105
Streit um Radiokonzessionen geht weiter
Roger Schawinski ruft den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte an
Im Zusammenhang mit dem Umstand, dass Herr Schawinski jetzt zwei UKW-Radiokonzession besitzt (siehe oben), erscheint die Sachlage betreffend Meinungs- und Angebotsvielfalt in den Kantonen Aargau und Graubünden wieder einmal in neuem Licht. Der Arbus empfindet die Quasimonopole im Aargau und Graubünden ebenfalls als ungesund und hat sich bereits diverse Male dazu geäussert. Welche Auswirkungen die Anrufung der EGMR durch Herrn Schawinski hat, wird sich wohl weisen müssen. Die Radio Konzessionen laufen denn eh nur noch bis 2019 und die UKW-Verbreitung wird bis dahin wohl weiter und zunehmend an Bedeutung verlieren.
Wenn die EGMR allenfalls im Sinne von Herrn Schwawinski entscheiden sollte, dürfen wir also gespannt sein wie dies die Ausschreibungen für die Konzessionsrunde 2019 beeinflussen wird.
Wir verweisen hier auf ein im vergangenen Jahr veröffentlichtes Gutachten der WEKO betreffend Meinungs- und Angebotsvielfalt im Kanton Aargau; das Gutachten hat denn zumindest aufgezeigt, dass in gewissen Bereichen marktbeherrschende Tendenzen nicht von der Hand zu weisen sind.
WEKO Gutachten Mediensituation Kanton Aargau (Konzession Radio Argovia)
Hybrides Fernsehen und weitere Zungenbrecher
Wie wir künftig HbbTV ohne Targetingwerbung über den "red button" geniessen können
Informationen zu einer Fernsehsendung im Internet abrufen und auf dem TV-Bildschirm anzeigen - das ist hybrides Fernsehen (HbbTV). Die SRG möchte ihrem Publikum ab dem 1. Januar 2015 hybrides Fernsehen (HbbTV, "Hybrid broadcast broadband TV") anbieten, damit es Informationen aus dem Internet gleichzeitig auf dem Fernseh-Bildschirm anzeigen lassen kann. Das setzt aber eine Ergänzung ihrer Konzession voraus. Mit einer Änderung der Radio- und Fernsehverordnung (RTVV) soll zudem sichergestellt werden, dass die Fernmeldedienstanbieter die hybriden Fernsehdienste konzessionierter Stationen wie der SRG oder den regionalen TV-Programmen verbreiten.
Die hybriden Fernsehdienste bieten den Fernsehsendern die Möglichkeit, ergänzende Inhalte anzubieten, etwa Textnachrichten, Wettermeldungen, zusätzliche Videokanäle oder Eigenproduktionen aus ihrem Archiv. Der SRG sollen in ihrem HbbTV-Angebot aber Werbeformen wie Videowerbung oder individuelle Werbung (Targetingwerbung) untersagt werden. Das Publikum kann hybrides Fernsehen mit dem roten Knopf der TV-Fernbedienung ("red button") aufrufen.
Das Bundesamt für Kommunikation hat zur Einführung von HbbTV und auch für Anpassungen für den Umstieg von analogem UKW Radio auf DAB+ eine Anhörung eröffnet.
Der Arbus wird sich dazu aus Sicht der MedienkonsumentInnen äussern; die Anhörungsunterlagen haben wir dafür auf unserer Homepage aufgeschaltet: Einführung HbbTV und Umstieg von UKW auf DAB+
Sehr geehrte Frau Rickli
Vokabular einer Medien-Service public Herausforderin
Natalie Rickli gehört zu den bekanntesten MedienpolitikerInnen der Schweiz; Ende Mai wurde die SVP-Frau und Nationalrätin zur Präsidentin der sehr bürgerlichen Aktion Medienfreiheit gewählt. Die Aktion Medienfreiheit setzt sich beispielsweise für mehr Wettbewerb und eine Reduzierung des staatlich finanzierten Medienangebots ein.
Kurz nach ihrer Wahl wurde Frau Rickli im altehrwürdigen Medienmagazin EDITO + KLARTEXT (von impressum, SSM und syndicom) und dem Medienmagazin persoenlich.com interviewt; das gehört sich so und ist auch völlig in Ordnung.
Der Arbus hat die Interviews in den beiden Publikationen natürlich gelesen und erlaubt sich hier einige der nicht ganz überraschendsten Aussagen auszugsweise und unkommentiert wiederzugeben.
Den ganzen Beitrag zu Frau Ricklis Aussagen gibts unter ARBUS-Forum wo auch genügend Platz ist für allfällige Kommentare.
Grundausbildung Radiojournalismus
Einstieg in die Medienwelt bei Kanal K
Das Aargauer Komplementär- und Ausbildungsradio Kanal K bietet PraktikantInnen innerhalb von drei Monaten eine fundierte Grundausbildung im Radiojournalismus. Während des Praktikums wird gelernt Beiträge und stündige Schwerpunktsendungen zu produzieren, Magazine zu moderieren und Live-Übertragungen auf die Beine zu stellen. An regelmässigen Kurstagen wird dazu das nötige Fachwissen vermittelt. Durch ein Praktikum bei Kanal K öffnen sich die Chancen bei einem Radio oder anderen Medium den Einstieg zu finden, die Eignung für ein Kommunikationsstudium zu überprüfen oder während des Studiums Erfahrungen zu sammeln.
Weitere Informationen zu diesem Praktikum gibt es direkt bei Kanal K: Praktikum Radiojournalismus
Themen des Wellenbrecher 2/2013
- Wie können demokratiegerechte Medien weiter entwickelt werden?
- Jahrbuch Qualität der Medien 2013. Ein Blick in den Spiegel lohnt sich.
Parlamentarische Vorstösse
aus den Bereichen elektronische Medien und Telekom
Wir haben an dieser Stelle in den letzten beiden Newslettern auf die parlamentarischen Vorstösse aus den Bereichen elektronische Medien und Telekom hingewiesen. Weil wir auf die Rubrik einige Rückmeldungen erhalten haben, behalten wir sie gerne bei.
Über untenstehenden Link verweisen wir auf die aufschlussreichen und manchmal auch eher amüsanten Vorstösse in der schweizerischen Bundesversammlung, welche auch in den vergangenen Monaten insbesondere wieder von der SVP eingereicht worden sind. Die parlamentarischen Vorstösse sind gewissermassen ein aktuelles Zeitdokument und listen alle Vorstösse auf, welche seit 1992 zu den Themen elektronische Medien und Telekommunikation in Bern eingereicht wurden.
Blick über die Grenze
Civil Radio in Budapest, eines der letzten unabhängigen Radios Ungarns
Civil Radio in Budapest, eines der letzten unabhängigen Radios Ungarns, ist in Not. Die Schweizer Radioschule klipp+klang (Arbus-Mitglied) sammelt Geld für das Civil Radio in Budapest. klipp+klang kennt die MacherInnen des Civil Radios persönlich, weil klipp+klang mit Civil Radio in EU-Projekten zusammenarbeitet. Ein unabhängiges Radio in Ungarn seit dem Regimewechsel aufrechtzuerhalten, braucht nicht nur einen langen Schnauf sondern auch Geld. Bis jetzt hat es Civil Radio aus eigener Kraft geschafft zu überleben. Jetzt braucht es Unterstützung von aussen, damit die Mühe nicht umsonst war. Die akute Herausforderung für Civil Radio ist, genug eigene Sendungen zu produzieren. Denn das neue Mediengesetz der rechts-konservativen ungarischen Regierung sagt, dass Gemeinschaftsradios 16 Stunden Eigenproduktionen pro Tag senden müssen! Das ist mit Freiwilligen allein kaum zu schaffen, und seit Anfang Jahr kann das Radio keine Mitarbeitenden mehr bezahlen. Civil Radio braucht jetzt Geld, um den Sendebetrieb aufrecht zu halten und die Sendekonzession, die bis 2019 läuft, zu behalten. Am effektivsten geholfen werden kann zurzeit mit Geld: schon 10 Euro ermöglichen eine zusätzliche Sendestunde für die Stimme der Zivilgesellschaft in Budapest.
"Mit dem gesammelten Geld geht ein klares Signal an die Kolleginnen und Kollegen", sagt denn Liselotte Tännler, Schul- und Geschäftsleiterin von klipp+klang. "Wir sind uns hier im Westen Europas der schwierigen Lage bewusst. Wir können mitdenken und punktuell auch handeln", so Liselotte Tännler weiter.
Die Radioschule klipp+klang sammelt die Spenden in CHF und übernimmt die Administration. Das Spendenkonto ist: Post-Konto, IBAN CH27 0900 0000 8005 9624 1, Vermerk: Spende Civil Radio, Empfänger: Radioschule klipp+klang, Schöneggstr. 5, 8004 Zürich. Die Spenden werden zu 100% an Civil Radio überwiesen und die Höhe des gesammelten Betrags auf www.unikomradios.ch und www.klippklang.ch publiziert.
Für Rückfragen steht Liselotte Tännler, liselotte.taennler@klippklang.ch, 044 242 00 31 zur Verfügung; und mehr Infos zur Civil Radio SOS-Kampagne gibt es unter: www.sos.civilradio.org/de.
Der Arbus unterstützt die Aktion der Radioschule klipp&klang und der UNIKOM.
www.klippklang.ch / www.unikomradios.ch
Beschwerde bei der Lauterkeitskommission
Haben Sie sich auch schon einmal so richtig aufgeregt über eine TV-Werbung oder Sponsoring?
Wir Konsumentinnen und Konsumenten sind daran interessiert, dass die Regeln der lauteren kommerziellen Kommunikation (sämtliche Formen von Werbung, Direktmarketing, Sponsoring, Verkaufsförderung und Öffentlichkeitsarbeit) eingehalten werden. Vielleicht kann Ihnen die Schweizerische Lauterkeitskommission als neutrale und unabhängige Institution der Kommunikationsbranche zum Zweck der werblichen Selbstkontrolle weiterhelfen bzw. Sie können dort eine Beschwerde einreichen, wenn Ihnen eine Werbung zu bunt erscheint.
Grundsätzlich sind die Beschwerdeverfahrenbei der Lauterkeitskommission kostenlos; in einigen Fällen fällt jedoch eine Bearbeitungsgebühr an. Untenstehend geben wir Ihnen den Link zur Lauterkeitskommission; diese gibt auf Ihrer Homepage auch einen Überblick an welche Stelle man sich mit welcher Beschwerde wenden muss.
Falls Sie Unterstützung beim Formulieren einer eigenen Beschwerde benötigen, lassen Sie es uns einfach wissen; Sie erreichen uns unter info@arbus.ch.
Faire Werbung - Lauterkeitskommission
Und: werden Sie Mitglied beim ARBUS!
Der ARBUS setzt sich kritisch mit Medien und der Mediennutzung auseinander. Das heisst wir nehmen Einfluss auf die Medienpolitik und setzen uns ein für die Erhaltung und Förderung gesellschaftspolitischer und kultureller Werte in den Medien.
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Mit freundlichen Grüssen