Arbus Newsletter 3/2014
Liebes Arbus-Mitglied
Liebe/r Arbus-Interessent/in
Im schweizerischen Medienmarkt herrscht seit Jahren viel Bewegung und die Gewichte zwischen den unterschiedlichen Medien verschieben sich laufend. Eine Tendenz dominiert: Die Verlagerung von den gedruckten bzw. elekronischen Bezahlmedien hin zu vermeintlichen Gratismedien sowie einer Fülle von digitalen Medien. Die ist auch im laufenden Jahr nicht anders.
Dass Medien eine zentrale Aufgabe in einer Demokratie haben ist unbestritten; denn Medien sind unabdingbare Mittel, um die komplexen Realitäten, in welchen wir uns bewegen, zu verstehen und darum braucht es auch den Arbus als NutzerInnenorganisation.
Wir vom Arbus geben immer wieder Inputs, damit das Bewusstsein, dass Medien hohen Qualitätsanforderung genügen müssen, bestehen bleibt. Wir haben uns diesen Frühling an zwei Vernehmlassungen des BAKOM beteiligt und unsere Medienbeobachtungen verstärkt und direkt bei diversen Radio und Fernsehredaktionen (SRG und private Anbieter) und auch bei Zeitungs- und Internetredaktionen interveniert, wenn ungenau, oberflächlich oder tendenziös berichtet wurde. Und: Ganz aktuell arbeiten wir daran unter Führung der SP Schweiz und syndicom und weiteren Interessierten Kreisen ein "Bündnis für eine demokratiegerechte Medienpolitik" auf die Beine zu stellen.
Der Arbus, die Vereinigung für kritische Mediennutzung, ist die älteste medienkritische Organisation in der Deutschschweiz. Wir wollen weiterhin engagiert und kritisch sein und freuen uns selbstverständlich über einen Austausch mit - und Rückmeldungen von - Ihnen und danken Ihnen weiterhin für Ihre finanzielle Unterstützung.
Daniel Römer, Präsident ARBUS SchweizMario Galli, Sekretariat und Mitgliederverwaltung
Mehr Mut zu einer neuen Medienpolitik
Gemeinsame Stellungnahme von syndicom, SP Schweiz und Arbus
Der am 5.9.14 veröffentlichte Bericht der Eidgenössischen Medienkommission EMEK kommt in der Analyse zum nicht neuen aber leider noch immer richtigen Schluss, dass die journalistische Qualität und die Vielfalt in der Schweiz gefährdet sind. Trotz einigen wichtigen Vorschlägen fehlt es der EMEK insgesamt aber am Mut, die infolge der Medienkrise ausgelösten Fehlentwicklungen hier und heute offensiv anzugehen.
Medienmitteilung von syndicom, SP Schweiz und Arbus
Die Mitglieder der Eidgenössischen Medienkommission
14 neue DAB+ Radios für Region Zürich
Radiolandschaft in Bewegung
Seit dieser Woche strahlen in Zürich und Region 14 frische Kultur-, Pop- und Rockradios ihr Programm auf DAB+ aus. Die zumeist alternativen Lokal- und Internetradios haben dank der Funkkonzession der Digris AG einen kostengünstigen DAB+ Zugang erhalten. Digitales Radio wird somit auch für unabhängige Radios mit kleinem Budget, wie das Zürcher LoRa, Stadtfilter aus Winterthur oder Kanal K aus Aarau, erschwinglich. Und wieder zurück auf DAB+: ist Roger Schawinski mit dem Jugendradio Planet 105.
Dass diese Lokal- und Internetradios neu auf DAB+ senden, macht eine eigene Funkkonzession möglich. Die Zürcher Digris AG hat diese letztes Jahr 2013 vom Bundesamt für Kommunikation erhalten. Zusammen mit OpenDigitalRadio.org aus Genf baut sie nun in 22 Städten der Schweiz auf diesem vierten DAB+ Layer lokale Inseln auf.
Die Digris AG betreibt Medien und baut Infrastruktur für die Distribution vor allem von Radiosendern auf. Die Gesellschaft tut dies auf einer gemeinnützigen Basis und fördert damit die kulturelle Vielfalt und eine offene Informationsgesellschaft. Die von ihr verbreiteten Programme fördern die Bildung, die kulturelle Entfaltung und die freie Meinungsbildung.
Aktionäre der Digris AG sind der Verband der Union nicht-kommerzorientierter Lokalradios UNIKOM, der Verband der Schweizer Internetradios ASROC und OpenDigitalRadio.org. Eingesetzt wird dabei eine neue Technologie, die mit deutlich tieferen Kosten auskommt, als dies bei den bestehenden DAB+-Sendegebieten der SRG oder der Swissmediacast der Fall ist. Während bisher ein Lokalradio weit über Fr. 100 000 zahlen musste, um eine Region auf DAB+ abdecken zu können, kostet dies über Digris für sieben DAB+-Inseln lediglich einen kostendeckenden Anteil von knapp 11'000 Franken im Jahr. Von den Investitionskosten der Digris AG finanziert das BAKOM 75 Prozent, da dieser Konzessionär keine kommerziellen Ziele verfolgt. Deshalb können sich nun auch unabhängige Radios, die in der Union nicht kommerzorientierter Lokalradios UNIKOM zusammengeschlossen sind, den Wechsel zu digitalem Radio und der Technologie der Zukunft leisten.
Liste der neuen DAB+ Stationen
Die Medien sind nicht nur die vierte Gewalt
sondern auch Unternehmen, die schwarze Zahlen schreiben sollten, meint Koni Loepfe (P.S. Zeitung)
"Die Schweiz am Sonntag hat vorletzte Woche eine Affäre publik gemacht, weil die Bürgerinnen und Bürger Anspruch darauf haben, diese Vorgänge zu erfahren, um sich ihre Meinung zu bilden. Die politisch relevante Affäre unter dem Deckel zu halten, wäre falsch", schreibt dazu Patrik Müller (gemeint ist die Affäre Geri Müller, Anmerkung Arbus).
Koni Loepfe hat sich im P.S. die linke Zürcher Zeitung Gedanken gemacht, welche Argumente im Interesse von Leser- oder Hörerinnen relevant sein können, um Geschichten - auch solche unter der Gürtellinie - publik zu machen.
Er sinniert dabei über Medien, die vierte Gewalt aber auch über Unternehmen, die schwarze Zahlen schreiben sollten.
Die Arbus-Newsletter-Redaktion dankt dem P.S.,www.pszeitung.ch, für das Zurverfügungstellen des Artikels.
Themen des Wellenbrecher 1/2014
- Die Radio- und Fernsehgesetz-Revision 2014. Nicht nur einmal leer schlucken.
- Radio hören ab 2024 nur digital? Regulatorische Entscheide stehen noch aus.
- Fragezeichen zum Wahn des ständigen Anschaffens neuer Smartphones, Tablets, Radio und Fernsehgeräte
- Medienbeobachtungen
Parlamentarische Vorstösse
aus den Bereichen elektronische Medien und Telekom
Wir haben an dieser Stelle in den letzten Newslettern auf die parlamentarischen Vorstösse aus den Bereichen elektronische Medien und Telekom hingewiesen. Momentan sind fast ein Dutzend Vorstösse hängig bzw. noch nicht behandelt.
Über untenstehenden Link verweisen wir auf die aufschlussreichen Vörstösse, welche auch in den vergangenen Monaten insbesondere wieder von der SVP aber durchaus von den Liberalen und den Grünen eingereicht worden sind. Die parlamentarischen Vorstösse sind gewissermassen ein aktuelles Zeitdokument und listen alle Vorstösse auf, welche seit 1992 zu den Themen elektronische Medien und Telekommunikation in Bern eingereicht wurden.
Gewaltaufrufe in sozialen Medien
Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus, EKR, hat endlich Stellung bezogen
Die EKR weist darauf hin, dass der Respekt gegenüber allen Menschen und die Einhaltung der strafrechtlichen Normen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt unabdingbar sind. Die sozialen Netzwerke müssten auf ihre Verantwortung aufmerksam gemacht werden.
Seit einiger Zeit erscheinen in den sozialen Medien Aufrufe zu Hass und Gewalt, die diese Strafnorm verletzen. Opfer solcher Aufrufe sind derzeit die Juden, die direkt mit dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern in Verbindung gebracht werden. Doch auch andere Bevölkerungsgruppen wie die Muslime oder die Schwarzen, um nur zwei der am meisten betroffenen zu nennen, waren schon solchen Angriffen ausgesetzt.
Die EKR stellt sich in aller Deutlichkeit gegen Hassreden und öffentliche Gewaltaufrufe, unabhängig von den Motiven und Zielen, um die es dabei geht. Sie macht darauf aufmerksam, dass der Respekt gegenüber allen Menschen und die Einhaltung der strafrechtlichen Normen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt unabdingbar sind. Die sozialen Netzwerke, die zum Vehikel für strafwürdige Bezichtigungen geworden sind, müssen auf ihre Verantwortung aufmerk-sam gemacht werden.
Lösungen müssen gefunden werden, die verhindern, dass gerichtlich geahndete Äusserungen weiterhin auf dem Internet zirkulieren. Es geht dabei nicht um Zensur, sondern darum, einem Zustand ein Ende zu setzen, der die sozialen Netzwerke zu Komplizen von Hass- und Gewaltpropaganda macht.
Die sozialen Netzwerke werden insbesondere von Jugendlichen intensiv genutzt. Der EKR ist es wichtig, dass diese für die Folgen von Hass- und Gewaltverhalten und -reden sensibilisiert werden.
Dies betrifft nicht nur rassistische Äusserungen, sondern alle Angriffe auf die Integrität und die Würde der Person. Die gute Nutzung des Internets bildet für die EKR einen Schwerpunkt ihres Arbeitsprogramms der kommenden Monate.
Den ARBUS freut die klare und unmissverständliche Stellungnahme der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus; bei unseren eigenen Medienbeobachtungen haben wir in letzter Zeit ebenfalls eine Tendenz festgestellt, dass nicht nur Personen, die sich in sozialen Netzwerken äussern, sich im Ton vergreifen aber auch, dass Medien in ihren Kommentarspalten viel zu lange warten bis rassistische Kommentare wieder gelöscht werden.
Wir haben daher begonnen, die Kommentarspalten der einschlägigen Medien anzuschauen und direkt bei deren Redaktionen zu reagieren, wenn der Anstand beim Kommentieren von Ereignissen fehlt. Kritische Mediennutzung bedeutet für den Arbus auch bei Redaktionen von Medienerzeugnissen - auch von Social Mediaangeboten - zu intervenieren oder im Einzelfall juristisch gegen Entgleisungen vorzugehen.
Eidg. Kommission gegen Rassismus
Und: werden Sie Mitglied beim ARBUS!
Der ARBUS setzt sich kritisch mit Medien und der Mediennutzung auseinander. Das heisst wir nehmen Einfluss auf die Medienpolitik und setzen uns ein für die Erhaltung und Förderung gesellschaftspolitischer und kultureller Werte in den Medien.
Mit Fr. 30.-- Jahr als Einzelmitglied und Fr. 60.— als Kollektivmitglied reden Sie mit und unterstützen die älteste medienkritische Organisation der Schweiz.
Kennen Ihre Freunde den Arbus auch? Wenn nicht: Damit der Arbus noch mehr Mitglieder hat und mit der Stimme vieler Mediennutzer/innen spricht, machen Sie in Ihrer Umgebung auf den Arbus aufmerksam oder schenken eine Arbus-Mitgliedschaft.
Mit freundlichen Grüssen