Arbus Newsletter 3/2016
Liebes Arbus-Mitglied
Liebe/r Arbus-Interessent/in
Gerade in unserem kleinen, mehrsprachigen Land brauchen wir unabhängige und qualitativ hochwertige Informations-, Kultur-, Bildungs- und Unterhaltungsangebote für alle Bevölkerungsgruppen. Diese sind wichtig für das Funktionieren der typisch schweizerischen direkten Demokratie und diese tragen auch massgeblich zur Integration aller gesellschaftlichen Gruppierungen bei. Dies sieht auch der Bundesrat so und lehnt darum die Volksinitiative "Ja zur Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren" (besser bekannt als "No-Billag-Initiative") ab.
Von der Annahme der Initiative wären denn unsere kleineren Sprachgemeinschaften besonders stark betroffen. Denn nur dank des SRG-internen Finanzausgleichs können für diese heute - und somit auch morgen - in allen Amtssprachen gleichwertige Radio- und Fernsehprogramme produziert werden. Von den gesamten Einnahmen der SRG, die sich hauptsächlich aus Empfangsgebühren aber auch aus Werbe- und Sponsoringeinnahmen zusammensetzen, stammt ein Viertel aus der Westschweiz, kanpp 5 % aus der italienischen Schweiz und der Rest aus der Deutschschweiz. Diese Mittel werden dann solidarisch umgelagert, sodass die französischsprachigen Sender der SRG davon in etwa einen Drittel und die italienischsprachigen gut einen Fünftel erhalten.
Die Annahme der Volksinitiative zur Abschaffung der Radio- und Fernsehempfangsgebühren und der damit verbundenen Finanzierung von Radio und Fernsehen würde nach Ansicht des Arbus eine drastische Reduktion des Leistungsangebots der konzessionierten, bislang gebührenfinanzierten Radio- und Fernsehveranstalter zur Folge haben. Um weiterhin gute Programme anbieten zu können, sind die gebührenfinanzierten Veranstalter auf diese Einnahmen angewiesen. Heute wird die SRG etwa zu drei Vierteln über Gebühren finanziert, die privaten Lokalradios und regionalen Fernsehen bis zu zwei Dritteln. Da der Wegfall der Gebühreneinnahmen angesichts der Situation auf dem Werbemarkt nicht durch Werbeeinnahmen kompensiert werden könnte, müssten all diese Veranstalter massiv bei ihren Angeboten sparen. Zudem sind rein kommerzielle Radio- und Fernsehangebote aus wirtschaftlichen Gründen in der Regel unterhaltungsorientiert, zu Lasten von Information, Bildung und Kultur.
Wie in der Schweiz wird der Service public im Medienbereich in vielen europäischen Staaten mit öffentlichen Mitteln bzw. über Gebühren finanziert. Dass der Bundesrat dem Parlament vorschlägt, die Volksinitiative ohne direkten Gegenentwurf und ohne indirekten Gegenvorschlag abzulehnen, ist für den Arbus ein wichtiges Zeichen. Der Arbus ist überzeugt, dass wir auch künftig eigenständige, in allen Sprachregionen vergleichbare, qualitativ gute, unabhängige und einforderbare Radio- und Fernsehangebote brauchen und dafür die entsprechenden öffentlichen finanziellen Mittel bereitgestellt werden müssen.
Die Haltung des Bundesrates genügt natürlich nicht, dass die Volksinitiative (der genaue Abstimmungstermin steht noch nicht fest) auch abgelehnt wird und es ist wieder mit massiver Propaganda der Initianten zu rechen und auch mit Aussagen, welche weder Hand noch Fuss haben.
Danke, dass Sie uns als Mitglied oder mit einer Spende unterstützen damit auch die Stimmen von uns MedienkonsumentInnen weiter gehört werden und wir uns auch weiterhin für einen starken gebührenfinanzierten Service public einsetzen können.
Daniel Römer, Präsident
Ich will ARBUS-Mitglied werden
Veranstaltungshinweis
Medienkritik: eine Standortbestimmung
Datum: Donnerstag, 17. November 2016
Ort: Kulturpark, Pfingstweidstrasse 16, Zürich (www.kulturpark.ch)
Sieben Jahre nach der Gründung des Vereins Medienkritik Schweiz (der ARBUS ist seit der Gründung Mitglied im Verein Medienkritik und in dessen Vorstand vertreten) macht Medienkritik Schweiz eine Standortbestimmung.
Die Kommunikationslandschaft zu überblicken fällt nicht leicht, wenn man sich die Umwälzungen im Internet und die inzwischen zahlreichen Aktivitäten und Diskussionen in der Medienpolitik vor Augen führt.
Programm:
18.00 Uhr: Standortbestimmung zur Medienkritik
- Prof. Dr. Matthias Künzler, HTW Chur: Wer übt heute alles Kritik? Akteure und Entwicklung.
- Prof. Dr. Vinzenz Wyss, ZHAW Winterthur: Wie messen wir Qualität? Das neue Medienqualitätsrating.
- Dr. Philip Kübler, Mitglied der EMEK: Wie wird Politik gemacht? Die medienpolitische Baustellen der Schweiz.
Anschliessend an die Referate erfolgt eine Diskussion.
19.30 Uhr: Apéro
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos; eine Anmeldung ist erwünscht.
Anmeldungen bitte entweder an info@arbus.ch oder direkt an Medienkritik Schweiz (info@medienkritik-schweiz.ch). Weitere Informationen: www.medienkritik-schweiz.ch oder unter www.arbus.ch.
Wie gelange ich zum Kulturpark: www.kulturpark.ch
Arbus Interventionen
Der Arbus hat sein Augenmerk im laufenden Jahr insbesondere darauf gerichtet, TV-Spots unter die Lupe zu nehmen. Aus Rückmeldungen und Eigenbeobachtungen sind folgende Interventionen ergangen:
- TV Spot von Media Markt (Direktintervention bei Media Markt)
- TV Spot von Vitaglucan (Beschwerde bei der Lauterkeitskommission)
- TV Spot von Visilab (Direktintervention bei Visilab)
Media Markt hat die Intervention des Arbus zur Kenntnis genommen; die Antwort von Media Markt an den Arbus finden Sie hier. Die Beschwerde gegen Vitaglucan ist derzeit hängig; die betroffene Firma hat gegen den durch die Intervention des Arbus ergangenen Entscheid der Lauterkeitskommission Beschwerde eingereicht. Die dritte Beschwerde des Arbus betraf die Firma Visilab wegen einer unklaren Altersrabatt-Aktion. Visilab hat aufgrund der Intervention des Arbus die Produktionsfirma des Spots beauftragt - im Sinne der Arbus-Intervention - eine Anpassung des Spots vorzunehmen.
Anhand von Beobachtungen haben wir in den vergangenen Monaten wieder diverse Rückmeldungen von Mitgliedern erhalten, die sich über ungenaue Berichterstattungen in verschiedenen Medien beschwerten.
Der Arbus hat darauf bei folgenden Medien / Redaktionen interveniert: TeleZüri/MeteoNews, Tages Anzeiger und NZZ. Die Beanstandungen betrafen ungenaue Recherchen, unrichtige Bildlegenden, unkorrekte Zahlenangaben oder falsche Titelbezeichnungen von Personen.
Melden Sie uns Ihre Beobachtungen über unser Kontaktformular. Bitte mit Angabe des Mediums, Datum Erscheinung/Ausstrahlung sowie Bezeichnung der Beanstandung.
Der Arbus Wellenbrecher 1/2016
- Braucht die Medienkonsumforschung öffentliche Unterstützung?
- Forschungsprojekt "Radar Medienkritik" (von Mirco Saner, UNI ZH/IAW Winterthur)
- ARBUS Beschwerden bei Media Markt und Lauterkeitskommission
- EMEK Papier zu Service public Medien
- ARBUS Medienbeobachtungen
Eidgenössische Medienkommission (EMEK)
Die EMEK hat seit deren Bestehen nicht nur viele Exponenten aus der Medienwelt angehört sondern auch einiges an lesenswertem Papier produziert. Die Arbeit lässt sich durchaus sehen.
Diskussionspapier der EMEK zur Medienförderung
Stellungnahme des ARBUS zum Service public
Der Service public Bericht des Bundesrates
Die SRG unter Beschuss
Von Claudine Traber
Ich ärgere mich schon seit einiger Zeit über die teilweise unqualifizierten Angriffe auf die SRG. Da gibt es beispielsweise die „Aktion Medienfreiheit“, welche die Halbierung der „Zwangsgebühren“ für die SRG verlangt.
Was steckt hinter dieser Forderung? Die Aktion Medienfreiheit argumentiert, dass sie sich für mehr Wett-bewerb und bessere Rahmenbedingungen für private Medien einsetze. Weiter wird kritisiert, dass die SRG heute Programme anbiete, die weit über ihren Kernauftrag hinaus reichen und mit hohen Gebüh-rengeldern die Privaten konkurrenzieren. Ich bin überzeugt, dass private Anbieter niemals die Angebote der SRG übernehmen könnten, und das hat mehrere Gründe.
Der SRG blieben dann nur noch Informations- und Kultursendungen. Sie wäre gegenüber ausländischen Sendern nicht mehr konkurrenzfähig. Nur mit einer breiten Palette von attraktiven Angeboten ist das möglich, dazu gehören auch Sport, Unterhaltung, Serien und Filme. Private Schweizer Anbieter könnten hier niemals in die Bresche springen, weil solche Produktionen teuer sind nicht mit Werbung alleine finanziert werden können. Mich ärgert die ausufernde Werbung der Privaten schon heute, beansprucht werden 20 Prozent der Sendezeit, abgesehen davon, dass einige Sendungen total geschmacklos sind. Die Werbewirtschaft hat auch kein Interesse an verschiedenen kleineren Anbietern, die nur einen Teil des Marktes abdecken. Die Gelder würden noch mehr als heute in die ausländischen Werbefenster abwandern. Unmöglich wäre es für Private, ein umfassendes Angebot in vier Landessprachen zu produzieren, was unerlässlich ist für den Zusammenhalt der Schweiz.
Ich bin überzeugt, dass es in Tat und Wahrheit den SRG-KritikerInnen nicht um mehr Vielfallt und Medienfreiheit geht, sondern dass dahinter knallharte wirtschaftliche und politische Interessen stehen. Die wichtigste Exponentin der Aktion Medienfreiheit ist SVP-Nationalrätin Natalie Rickli, sie gehört zum Firmenkader der Goldbach Media, welche die Schweizer Werbefenster für ausländische Sender vermarktet. Wegen der SRG fehlt Goldbach Media zusätzliche Reichweite in der Schweiz, die lukrative Werbung generieren könnte. Zahlreichen rechts stehenden PolitkerInnen ist die unabhängige und nicht von einseitigen Wirtschaftsinteressen dominierte Berichterstattung der SRG ein Dorn im Auge. Gerade wieder hat eine Untersuchung der Qualität einzelner Medien gezeigt, dass das Publikum wie auch die Forschung die Sendungen wie „Echo der Zeit“, die Tagesschau und weitere SRG-Sendungen der SRG als beste Medienprodukte bewertet.
Natürlich müssen auch Angebote der SRG kritisiert werden. Ich hätte gerne mehr Urbanität und weniger „Landfrauenküche“ im TV. Als leidenschaftliche Radiohörerin bin ich aber froh, dass es ein werbefreies Radioprogramm in der Schweiz gibt. Das alles kann nur eine starke SRG sicherstellen.
*Claudine Traber ist Expertin für Internetrecherchen und Soziale Medien. Dieser Beitrag erschien bereits in der schaffhauser az; dort schreibt Claudine Traber regelmässig unter der Rubrik donnerstagsnotiz.
Wie viel Geld geben SchweizerInnen für Medien aus?
Die Ausgaben für Medieninhalte sind nach wie vor am bedeutendsten, die intensive mobile Nutzung medialer Inhalte spiegelt sich auch in den stark wachsenden Ausgaben für Downloads, Streaming und Apps. Ebenfalls mehr Budget wurde für Access ausgegeben, also Zugangswege zu digitalen Medien. Die Preise für Geräte für den Medienkonsum sanken und damit auch der Hardware-Umsatz.
Der Schweizer Medienmarkt ist geprägt von einer intensiven Mediennutzung, der Parallelkonsum der Medien bestimmt den Tagesablauf, die Zahl der Medienangebote nimmt zu. Die Schweizer Bevölkerung verfügt über eine im internationalen Vergleich hochwertige Medienausstattung, speziell auch bei mobilen Geräten und leistungsfähigen Breitbandnetzen.
Insgesamt gaben die Schweizer im vergangenen Jahr über 10 Milliarden für den Medienkonsum aus. In den vergangenen zehn Jahren war dabei nur ein Bereich rückläufig: Zeitschriften und Zeitungen. Die Presseabos kamen nur noch auf knapp 1.5 Milliarden, was rund eine halbe Milliarde weniger als vor zehn Jahren bedeutet.
Der ARBUS braucht Sie und Ihren Mitgliederbeitrag
Der ARBUS setzt sich kritisch mit Medien und der Mediennutzung auseinander. Das heisst wir nehmen Einfluss auf die Medienpolitik und setzen uns ein für die Erhaltung und Förderung gesellschaftspolitischer und kultureller Werte in den Medien.
Mit Fr. 30.-- Jahr als Einzelmitglied und Fr. 60.— als Kollektivmitglied reden Sie mit und unterstützen die älteste medienkritische Organisation der Schweiz.
Kennen Ihre Freunde den Arbus auch? Wenn nicht: Damit der Arbus noch mehr Mitglieder hat und mit der Stimme vieler Mediennutzer/innen spricht, machen Sie in Ihrer Umgebung auf den Arbus aufmerksam oder schenken eine Arbus-Mitgliedschaft.
Mit freundlichen Grüssen