Arbus Newsletter 1/2016
Liebes Arbus-Mitglied
Liebe/r Arbus-Interessent/in
Das Medienjahr
Geht es Ihnen auch so, dass Sie das Gefühl haben der 14. Juni 2015 - wo wir uns über die Revision über das Radio- und Fernsehgesetz ganz kurrlige Aussagen anhören mussten - sei erst gestern gewesen? Nun das revidierte Radio- und Fernsehgesetz wurde schliesslich trotzdem knapp angenommen.
Aber über mehrere Monaten hinweg wurde aus verschiedensten politischen und Verbands-Ecken versucht, die SRG schlecht zu machen. Der 14. Juni bot vielen Exponenten die Möglichkeit deren Unmut über den Service public bei den SRG-Medien kund zu tun. Dabei wurden teilweise doch etwas gar viele Peinlichkeiten und Unwahrheiten verbreitet.
Seit kurzem wissen wir, dass wir uns demnächst wieder mit dem Service public an der Urne befassen müssen. Mittels Volksinitiative wurde die "No Billag" Initiative lanciert und diese wird schon bald einen Teil der politischen Agenda besetzen. Die "No Billag" Initiative ist zwar sehr radikal aber wahrscheinlich trotzdem in gewissen Kreisen nicht unpopulär. Sie verlangt eine gänzliche Abschaffung der Radio und TV-Gebühren und läuft somit eigentlich auf eine Abschaffung der SRG hinaus. Und nicht nur das: auch viele private Radio und TV-Stationen, die auch Gebühren erhalten, werden dann in ihrer Existenz bedroht und müssten wohl den Stecker ziehen. Noch bleibt Zeit uns mit den "No Billag" Forderungen zu befassen aber auch dieser Abstimmungskampf wird wohl wieder unappetitlich werden.
Seit ein paar Wochen hat sich - Sie haben es sicherlich auch schon gehört - ein neues Wort in unser Vokabular geschlichen: Admeira. Es handelt sich dabei um eine Werbevermarktungs-Plattform von Swisscom, Ringier und der SRG. Gemäss der Homepage des Joint-Ventures soll Admeira die Schweizer Antwort auf den digitalen Wandel und die daraus entstehenden neuen Bedürfnisse der Schweizer Werbewirtschaft sein. Auf Basis neuester Technologie - in Verbindung mit Daten- und Vermarktungskompetenz - entstünden neue Perspektiven für innovative Werbeformen. Ich bin Innovationen gegenüber nicht grundsätzlich negativ eingestellt und wenn es bei Admeira u.a. darum gehen soll und kann bislang ins Ausland fliessende Werbegelder in der Schweiz zu behalten, ist dies eine durchaus positive Sache für das schweizerische Mediensystem.
Wenn uns aber mit Begriffen wie Targeting und Dynamic Ad Insertion, Real Time Advertising und Targeting Insights schon durchaus etwas mulmig wird, lohnt es sich sicher genauer hinzuschauen. Kurz zusammengefasst: es geht den Werbetreibenden darum möglichst deren Streuverluste zu minimieren indem sie nur die von ihnen gewünschten KonsumentInnen ansprechen. Das ist im Internet schon gang und gäbe und aber auch dort nicht unumstritten. Klar ist natürlich soviel: ein direktes Ansprechen von Ihnen und mir ist nur möglich, wenn der uns Ansprechende weiss, wer wir sind und was unsere Vorlieben sind. Effizient scheint mir dies allemal zu sein. Ob ich mich damit aber beliefern lassen will, muss ganz allein in meiner Hand liegen und die Datensammler müssen mich bitte um Erlaubnis bitten, ob ich meine Daten auch preisgeben will. Wir werden uns als Medien-Konsumentinnen (Pressemitteilung ARBUS) in nächster Zeit durchaus etwas einfallen lassen müssen, wenn uns unsere Daten etwas wert sind.
Zum Schluss noch ein Blick zurück und auch nach vorne. Seit einiger Zeit ist die Eidgenössische Medienkommission (EMEK) an der Arbeit. Diese berät den Bundesrat und die Verwaltung und hat die Aufgabe, die schweizerische Medienlandschaft zu beobachten, zu analysieren und Empfehlungen zu ausgewählten Fragen abzugeben. Sie macht dies aus meiner Sicht sehr behutsam und gründlich. Auch der ARBUS wurde im vergangenen Jahr bei der Analyse der Medienlandschaft und des Service public einbezogen. Mit dem Einsetzen der Medienkommission reagierte der Bundesrat auf die Entwicklung der Medien in der Schweiz, welche sich in den letzten Jahren in einem rasanten Wandel befinden. Dadurch werden auch die Aufgaben des Bundesrates im Medienbereich immer anspruchsvoller und fordern ein breites und zukunftsgerichtetes Fachwissen.
Im Sommer wird der Bundesrat einen Bericht zum Service public publizieren; als medienkritische Organisation und Verfechter des Service public hoffen wir natürlich, dass der Bundesrat einen Bericht präsentiert, welcher nicht an uns MedienkonsumentInnen vorbeigeht.
Danke, dass Sie uns als Mitglied oder mit einer Spende unterstützen können damit auch die Stimmen von uns MedienkonsumentInnen weiter gehört werden.
Daniel Römer, Präsident
Ich will ARBUS-Mitglied werden
Eidgenössische Medienkommission (EMEK)
Die Arbeit der vergangenen zweieinhalb Jahre
Die EMEK hat seit deren Bestehen nicht nur viele Exponenten aus der Medienwelt angehört sondern auch einiges an lesenswertem Papier produziert. Die Arbeit lässt sich durchaus sehen.
Diskussionspapier der EMEK zur Medienförderung
Stellungnahme des ARBUS zum Service public
Die Zukunft der SRG im digitalen Ökosystem
Öffentlichkeit 4.0
Die Digitalisierung stellt die Medienwelt auf den Kopf. Neue Technologien führen zu neuen Medienformaten, sie verändern unser Nutzungsverhalten und die Wettbewerbsbedingungen der Medien. NutzerInnen konsumieren nicht mehr nur, sondern nehmen zunehmend auch aktiv am Medienprozess teil. Und praktisch ohne eigene Inhalte zu produzieren werden sogenannte Socialmedia-Plattformen wie YouTube, Twitter oder Facebook zu eigenen dominierenden Medienunternehmen, indem sie fremde Inhalte einfach zugänglich machen.
Die Gefahr solcher Plattformen besteht darin, dass sie zur Monopolbildung neigen. Denn je mehr Nutzende eine Plattform hat, desto interessanter ist sie und umso mehr Nutzende wollen dann genau auf diese Plattform. Das begünstigt Monopolbildungen. Besonders bei Nachrichten ist das problematisch, weil dadurch kanalisiert werden kann, wie die Welt erzählt und verstanden wird. Das kann zu einer Einschränkung in der Vielfalt und Qualität von verbreiteten Meinungen führen aber auch zu einem Auseinanderdriften unserer Gesellschaft; die bekannten und häufig genannten Socialmedia-Plattformen kreieren Algorythmen mit welchen sie uns dann eine Art künstliche Realität versetzen.
Der mediale Service public hat die Aufgabe die verschiedenen Bevölkerungsgruppen miteinander zu verbinden. Für die SRG geht es darum, einen finanziell und politisch unabhängigen Knotenpunkt darzustellen, der die Diskussion zwischen den gesellschaftlichen Gruppen fördert.
Die Integrationsleistung wird so zum wichtigen Qualitätsmerkmal. In der derzeit angelaufenen Service public-Debatte stellt sich darum die Frage, in welchem Masse die SRG Diskurse anregen und unterschiedliche Akteure integrieren kann.
Im Auftrag der SRG SSR hat das Gottlieb Duttweiler Institut eine Studie unter dem Titel Öffentlichkeit 4.0 (Die Zukunft der SRG im digitalen Ökosystem) verfasst, welche aufzuzeigen versucht wie sich die Medienbranche, deren Funktion, die entsprechenden Plattformen und eben auch der Service public im digitalen Umfeld platzieren kann und soll. Die Studie zeigt auch mögliche Zukunftspotentiale für die SRG auf.
Die Studie "Öffentlichkeit 4.0 - Zukunft der SRG im digitalen Ökosystem" kann auf der Homepage des GDI kostenlos heruntergeladen werden.
Radio fürs linke Ohr
Wöchentliche Radiotipps
Den Leserinnen und Lesern des P.S (die linke Zürcher Zeitung) sind sie seit vielen Jahren ein Begriff und werden jede Woche als Teil des P.S. gedruckt ins Haus geliefert: Die Radiotipps fürs linke Ohr. Ausgewählt und redigiert von Hans Steiger.
Wer die Qual hat, hat natürlich auch die Wahl und darum ist es natürlich schade, wenn die Radiotipps bislang "nur" den P.S.-Leser/innen vorbehalten sind. Neu gibt's Radio fürs linke Ohr darum auch jede Woche auch auf der Arbus-Homepage zum Nachlesen (und demnächst auch zum Herunterladen).
Wer sich sein wöchentliches Radioprogramm - zusammen mit Berichterstattung zu Politik, Kultur und Kinotipps - lieber nach Hause schicken lassen will, dem machen wir hier das P.S. als Papierausgabe schmackhaft. Jeden Freitag im Briefkasten gibt's das P.S. für Fr. 200.00 im Jahr (oder zuerst als Probeabo zum Kennenlernen). Mit einem Abo unterstützen Sie zudem die unabhängige zürcherische Medienlandschaft.
Arbus Interventionen
Der Arbus hat bei Media Markt wegen eines TV-Spots interveniert
Media Markt hat zu Beginn dieses Jahres mit einem TV-Spot um die Gunst von Kindern als Konsument/innen gebuhlt und animiert diese, sich per Handschlag Geld zu besorgen. Der Arbus hat bei Media Markt aufgrund von diversen Rückmeldungen von besorgten Eltern mit Kindern bei Media Markt interveniert.
Arbus-Beschwerde gegen Media Markt TV-Spot
Media Markt dankt dem Arbus für den Denkanstoss
Beschwerde Lauterkeitskommission in Sachen Vitaglucan (unlautere Werbung)
Gemäss des Grundsatzes 5.7 der Lauterkeitskommission ist Werbung für quasimedizinische Erzeugnisse und Methoden unlauter. Der Arbus ist an die Lauterkeitskommission gelangt in Sachen TV-Spot für Vitaglucan.
Die Lauterkeitskommission hat bis Redaktionsschluss unseres Newsletters noch nicht über unsere Beschwerde entschieden.
Arbus Beschwerde wegen unlauterer Werbung
Der Arbus Wellenbrecher
- ARBUS Medienbeobachtungen
- Medienförderung im digitalen Zeitalter. Balthasar Glättli (NR Grüne Zürich)
- Öffentliche Hearings. Edith Graf-Litscher (NR SP Thurgau)
Teilrevision der Radio- und Fernsehverordnung (RTVV)
Stellungnahmen
Am 14. Juni 2015 hat das Volk die Änderungen des Radio- und Fernsehgesetzes (RTVG) angenommen. Vom 25. August bis 24. November 2015 konnten sich die betroffenen Kreise zum Entwurf äussern, der ihnen vom BAKOM im Rahmen der Anhörung vorgelegt worden war. Es sind dazu 97 Stellungnahmen (u.a. auch des Arbus) beim Bakom eingegangen.
Gegenstand der RTVV-Teilrevision waren insbesondere die Einzelheiten zum Systemwechsel von der Empfangsgebühr für Radio und Fernsehen zur allgemeinen Haushalt- und Unternehmensabgabe. Sie regelt unter anderem die befristete Abmeldemöglichkeit für Haushalte ohne Empfangsgeräte ("Opting out"), den Abschluss des heutigen Empfangsgebührensystems und die Vorbereitungsarbeiten für die künftige allgemeine Abgabe. Zudem werden u.a. die Einzelheiten zur Verwendung des Überschusses nicht auszahlbarer Empfangsgebühren zu Gunsten der Aus- und Weiterbildung von Medienschaffenden sowie der Digitalisierung der Produktion und Verbreitung von Radio- und Fernsehprogrammen geregelt. Ebenso enthält die RTVV Ausführungsbestimmungen zur Technologieförderung, zur Untertitelung der Nachrichtensendungen des Regionalfernsehens und zum Rundfunkarchiv.
Arbus Stellungnahme zur RTVV-Revision
Pressefreiheit ist die Ausnahme
Dossier Pressefreiheit im Amnesty Magazin
In der Mehrheit der Länder weltweit sind die Medien kontrolliert und Medienschaffende werden in ihrer Arbeit behindert. Selbst Demokratien schränken ab und an die Pressefreiheit ein, zum Beispiel im "Kampf gegen den Terror".
Im aktuellen Amnesty Magazin ist ein zwölfseitiges Dossier zu Pressefreiheit weltweit. Es kommen dort u.a. auch Reporter ohne Grenzen zu Wort. Es gibt Artikel zur aktuellen Lage in der Türkei, in China (vom SRF Korrespondenten Pascal Nufer), in Venezuela, in Polen, Indien, Kambodscha und den Philippinen.
Das gedruckte Amnesty Magazin kann bestellt werden direkt bei Amnesty oder ist im Internet zu lesen unter Dossier Pressefreiheit.
DAB+ bald auch im Tunnel und mehr DAB+ im Aargau
ASTRA rüstet Nationalstrassentunnel mit DAB+ aus
Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) rüstet die Nationalstrassentunnel mit der DAB+-Technologie aus. Die Investitionskosten betragen rund 30 Millionen Franken. Diese Massnahme wird infolge der Migration von UKW zu Digitalradio notwendig.
Radioempfang in Strassentunnel ist zwar ein wichtiges Sicherheitselement aber bislang für Autofahrer, welche sich bereits ein DAB+-Gerät angeschafft haben, eigentlich ein Ärgernis weil eben in den Tunnels nur Rauschen herrscht.
Das ASTRA rüstet darum rund 200 Tunnel mit DAB+ aus. Bei kurzen Bauwerken ist dies übertragungstechnisch nicht notwendig und neue Tunnel werden bereits seit längerem standardmässig mit der DAB+-Technologie ausgerüstet.
Ein guter Radioempfang in den Strassentunnel dient nicht nur dem Komfort der Reisenden, sondern eben auch der Sicherheit. Wie bei den bekannten UKW-Radioanlagen können die Einsatzkräfte auch bei der DAB+-Technologie im Ereignisfall die jeweiligen Programme für Verkehrs- und Sicherheitsmitteilungen unterbrechen. Dies ist ein wichtiges Element der Tunnelsicherheit. Der UKW-Empfang in Nationalstrassentunnel bleibt deshalb bis zu der von den Privatradioverbänden und der SRG spätestens 2024 geplanten Abschaltung der UKW Sender gewährleistet.
und im Aargau gibt's zehn neue Kultur- und Spartenradios über DAB+
Dank DAB+ gelingt nun auch vielen kleineren Radios der Sprung in die digitale Radiowelt. Und im Aargau sind neben der SRG und den kommerziellen Privatradios zehn Kultur- und Musikradios über DAB+ zu hören.
Diese Programme machen ab 1. Mai den Aargauer Äther bunter:
Radio Industrie: Soul, Rap, Funk und Jazz. Für jeden bekannten Song gibt's einen Underground Track.
Rundfunk FM: Erst ein Sommerradioprojekt jetzt ganzjährig zu hören.
Open Broadcast: Radio eines Künstlernetzwerks
Spoon: La vie en rock! Indie-, Rock- und Alternativprogramm aus Genf.
Kanal K: Vielfältiges Musik- und Wortradio aus Aarau. Mit vielen fremdsprachigen Sendungen.
Radio Stadtfilter: Das engagierte Radio aus Winterthur.
Radio X: Der gebührenfinanzierte Basler Jugend- und Kultursender.
LoRa: Das erste konzessionierte alternative Lokalradio Europas in unzähligen Sprachen.
Radio 3FACH: Das Jugendradio aus Luzern, das seine Moderatorinnen im Alter von 26 Jahren zwangspensioniert.
Traxx FM: Das Spartenprogramm mit elektronischer Tanzmusik. Ein idealer Partysender für Junge und Junggebliebene.
Bereits in Zürich, Genf und Lausanne gibt's seit 2014 ähnliche Programme über DAB+ zu hören bis 2017 werden auch weitere Schweizer Regionen bedient.
klipp + klang
Die andere Radioschule
klipp + klang bildet nicht nur RadiomacherInnen aus sondern zeigt auch gleich was aus diesen RadiomacherInnen wird. Der wohl spannendste Radio-Newsletter der Schweiz.
Die Themen im Frühling '16: Radio macht Schule!, Radio Brhan On Air, Radioluft schnuppern am Theater Spektakel, Horizon Colombie, Afrika Schwarz / Weiss, Hörlounges, Happy Radio und Journalismus-Festival in Perugia.
Und: werden Sie Mitglied beim ARBUS!
Der ARBUS setzt sich kritisch mit Medien und der Mediennutzung auseinander. Das heisst wir nehmen Einfluss auf die Medienpolitik und setzen uns ein für die Erhaltung und Förderung gesellschaftspolitischer und kultureller Werte in den Medien.
Mit Fr. 30.-- Jahr als Einzelmitglied und Fr. 60.— als Kollektivmitglied reden Sie mit und unterstützen die älteste medienkritische Organisation der Schweiz.
Kennen Ihre Freunde den Arbus auch? Wenn nicht: Damit der Arbus noch mehr Mitglieder hat und mit der Stimme vieler Mediennutzer/innen spricht, machen Sie in Ihrer Umgebung auf den Arbus aufmerksam oder schenken eine Arbus-Mitgliedschaft.
Mit freundlichen Grüssen